Bestattung Wels

Eines der ersten Projekte, das uns als Klasse vorgestellt wurde, weckte sofort unsere Neugier: ein neues Corporate Design für ein Bestattungsunternehmen zu entwickeln. Ein Redesign eines Unternehmens ist immer eine große Herausforderung – und umso mehr, wenn es darum geht, für ein sensibles Thema wie die Bestattung ein Auftreten zu gestalten, das sowohl professionell als auch einfühlsam ist.

Kurz darauf stand das erste Briefing mit unserer Kundin an. In unserem Klassenraum stellte sie uns ihr Unternehmen vor und erzählte uns, welche Vorstellungen sie für das neue Design hatte und was auf keinen Fall in Frage kam. Ihr Wunsch war klar: ein elegantes und seriöses Design, das gleichzeitig eine Atmosphäre des Verstehens und der Geborgenheit schafft – und das auf jeden Fall anders als der Stil von „Benu“, die mit ihrem modernen Auftreten und intensivem Marketing die größte Konkurrenz der Bestattung Wels geworden ist. Darüber hinaus war mehr Seriosität als bei dem Design der „Bestattung Wien“ gefragt. Dazu brachte sie uns eine Papiertasche voller bestehender Drucksachen, die uns erste Hinweise auf ihre Vorlieben und Erwartungen gaben.

Jeder von uns hat seine eigene Herangehensweise an den Start eines neuen Projekts. Einige stürzen sich direkt in das Design und entwickeln erste Ideen, während andere sich zunächst ein Moodboard zusammenstellen. Ich selbst begann mit einem Notizbuch, vollgepackt mit Ideen und Skizzen. Welche Farben eignen sich für ein solches Thema? Wie sieht das visuelle Erscheinungsbild der Konkurrenz aus? Und wie lässt sich ein Design entwickeln, das allen Menschen und Religionen gerecht wird? Diese Fragen waren nicht einfach zu beantworten, doch sie gaben uns eine erste Richtung vor.

Die wahre Herausforderung lag jedoch darin, ein Alleinstellungsmerkmal zu finden – etwas, das unseren Kunden nicht nur von anderen Bestattungsunternehmen, sondern auch mich von meinen 20 Mitschüler:innen abheben würde. Beim Prozess der Logo-Entwicklung stießen wir schnell auf ähnliche Ideen: Lebensbaum, Vogel, Kreis – Symbole, die uns allen als erstes in den Sinn kamen. Es gelang uns letztendlich, jedem Logo eine individuelle Note zu verleihen, da das visuelle Erscheinungsbild eines Unternehmens nicht nur aus einem Logo besteht. Auch Farbe, Schrift und Anordnung spielen eine entscheidende Rolle.

Nach den ersten Skizzen war es an der Zeit, zu selektieren – und schnell blieben nur noch ein oder zwei Logo-Varianten pro Person übrig, auf denen wir weiter aufbauen konnten. Eine große Herausforderung bei der Logo-Entwicklung ist es, die Designs zu vereinfachen und auf wesentliche Elemente zu reduzieren, sodass sie auch in kleineren Formaten oder in Schwarz-Weiß erkennbar bleiben. Dieser Minimalismus stellte sicher, dass jedes Logo seine klare und zeitlose Wirkung behielt.

Die Wahl der Farben und Schriftarten stellte uns vor ebenso knifflige Entscheidungen. Welche Farbe strahlt Geborgenheit aus, ohne an Professionalität zu verlieren? Knallige Farben, Schwarz und bestimmte Blautöne (die uns an „Benu“ erinnerten) waren ausgeschlossen. Doch wie unsere Ergebnisse zeigten, gab es mehr Möglichkeiten, als wir anfangs vermutet hatten.

Auch die Schriftwahl war eine weitere Herausforderung. Einige Serifenschriften wirkten zu verspielt, andere zu streng. Meine Teamkollegin bezeichnete einige als „zu hexenhaft“. Doch letztendlich fanden wir alle geeigneten Schriftarten.

Die wahre Schwierigkeit bestand jedoch nicht nur darin, die besten Designs zu entwickeln, sondern auch darin, sich für eines zu entscheiden. Unsere Kundin stand vor der Qual der Wahl: Jedes Design hatte seine eigenen Stärken, und bei einigen unserer Designs gefallen bestimmte Elemente mehr, bei anderen wieder andere. Am Ende entstand das Corporate Design der „Bestattung der Stadt Wels“ – eine Kombination aus zwei Designs, die schließlich zu einer harmonischen Einheit fanden.

Aktuell ist ein kleines Team damit beschäftigt, das auserwählte Design den Wünschen der Kundin anzupassen und alle benötigten Drucksorten, wie Briefpapier, Visitenkarten oder Kondolenzbuch, fertig zu designen. Ebenso die Website, Fuhrpark und Social-Media-Profile der Bestattung bekommen ein komplett neues Auftreten.

Aber auch die nicht ausgewählten Entwürfe waren nicht umsonst. Sie bereicherten unser Portfolio und lehrten uns wertvolle Lektionen. Die komplette Neugestaltung des Erscheinungsbildes eines Unternehmens ist immer ein spannendes Abenteuer. Es bedeutet, von Null zu beginnen, sich in die Wünsche des Kunden zu versetzen und vor allem die Bedürfnisse der Zielgruppe zu verstehen – besonders, wenn es um ein so emotionales und sensibles Thema wie Trauer und Bestattung geht.

CREDITS:

Text von Anselma Tiefenböck

Bestattung Wels, Benu