Fluide Architektur

„Es ist unser Wunsch, die Fluidität, Flexibilität und Komplexität zeitgenössischer Technologien in die gebaute Umwelt zu übertragen. […] Oft führt dieser flexible Designansatz zu fließenden Räumen, die aus subtil variierenden glatten Oberflächen bestehen. Diese formale Sprache der Kontinuität ist eine neue Entwicklung in vielen Bereichen und in der Architektur finden wir diese Oberflächen nützlich, um Räume zu erfinden, die sowohl präzise als auch anpassungsfähig sind.“ – Greg Lynn, zit. nach Mark Rappolt 

Die Fluidität existiert nicht ausschließlich im Kontext digitaler Bilder und Designs. Die Gestaltung von fluiden Raumstrukturen hat seine Wurzeln in der durchaus in der Moderne, auch wenn die computergestützte Formgebung natürlich stark half die fließenden Konzepte leichter umzusetzen. Das Entwerfen und das Bauen solcher Konzepte ist seit den Neunzigern zu einer selbstverständlichen Praxis geworden. Vorher war es nur großen Architekten und sogenannten Vordenkern möglich solche Gebauten tatsächlich in die Realität umzusetzen. 

Betrachtet man die Architekturentwürfe seit der digitalen Wende, weicht man stark von den geometrischen Grundformen ab. Eine Präferenz für Krümmungen und verdrehte Flächen beziehungsweise Linien und eine Kontinuität tritt in den Vordergrund.

Eine der Ikonen dieser Formensprache war die britisch-irakische Architektin und Pritzker- Preisträgerin Zaha Hadid (1950–2016), welche in den Medien als „die Königin der Kurven“ gefeiert wurde. Ihre Bauwerke werden verbunden mit „fließenden Grundrissen“ und „dynamischen Räumen“. Grundsätzlich wird Zaha Hadid mit der digitalen Wende der architektonischen Baukunst assoziiert, jedoch stellte sie tatsächlich alle ihre Skizzen und Entwürfe analog fertig – komplexe räumliche Strukturen wurden mit kalligrafisch anmutenden Liniengeflechten skizziert. Trotz dem waren diese Entwürfe nur mitsamt digitaler Techniken und Programme real umsetzbar.

In den folgenden Abbildungen ist zu sehen, dass Hadids Skizzen einfache amorphe Formen darstellen, die scheinbar keinen Zusammenhang haben. Zaha Hadid selber sagte: 

„Es geht um den Verzicht auf 90°-Winkel. Mit der Diagonale fing alles an. An der Diagonale entzündete sich die Idee von der raumerneuernden Explosion. Das war eine entscheidende Entdeckung.“

Mit ihren ikonischen Ideen und Entwürfen wies man Hadid eine essentielle Rolle der „Signature Architektur“ zu, eine Bauweise bei welcher Gebäude einen Zweck als Wohn- oder Gewerbeimmobilien erfüllen. Somit verschaffen sie ihren Eigentümern und Architeken eine gewisse Sichtbarkeit und überstrahlen dabei nicht ihr urbanes Umfeld.

Insgesamt kann zusammengefasst werden, dass Fluidität ein grundsätzlicher Bestandteil der menschlichen kulturellen Entwicklung und so jeglicher Kunstformen ist und es nur eine Frage der technischen Unterstützung war bis sich diese auch in die Welt der Architektur integrierte. Die Entwicklung digitalen Medien, Programme und Bilder verringern die Komplexität und den Zeitaufwand fluider Architektur, um so den starren Formen zu entkommen.

Quellen:

https://repositum.tuwien.at/handle/20.500.12708/191526

https://blog.allplan.com/de/corporate-architecture

https://www.archdaily.com/273554/pierres-vives-zaha-hadid-architects

https://www.e-architect.com/paris/pierre-vives-montpellier

Text von Hannah Janiczek