Portfolio-Interviews

Neben zahlreichen Projekten für externe Kunden, sind wir auch unser eigener persönlicher Auftraggeber und die „simple“ Aufgabe an uns selbst lautet: Erstelle ein Portfolio. Bleiben nur noch die Fragen: Wie, wo, wann und was? Nachdem die Erfahrungen von uns Meisterschüler*innen mit Portfolios beinahe gegen Null geht, haben wir uns Hilfe von wahren Experten geholt, den Werbeagenturen Acht Schätze und Fredmansky. Alle brennenden Fragen zum Thema wurden gesammelt und an unsere Verbündeten übergeben. Sieh selbst, was dabei herausgekommt ist – ein Einblick in die Welt der Portfolio-Gestaltung durch die Augen wahrer Profis!

Soll man sich vor/nach dem Aussenden des Bewerbungsschreiben telefonisch melden?

Acht Schätze: Bewerbungen per Mail gehen gerne mal unter. Wir empfehlen daher ein Telefonat nachdem die Bewerbung verschickt wurde – man kann nachfragen, ob die Bewerbung auch wirklich angekommen ist und setzt sich wahrscheinlich auch gleich mit ihr auseinander.

Fredmansky: Nein, ist nicht notwendig und verursacht nur zusätzlichen Aufwand auf beiden Seiten. Wir bestätigen dir den Eingang einer Bewerbung und melden uns, sobald wir eine erste Einschätzung gemacht haben.

An welche Person des Unternehmens soll eine Bewerbung gesendet und adressiert werden?

Acht Schätze: Meist findet man auf der Webseite einen Karrierebereich mit einer speziell dafür eingerichteten E-Mail-Adresse oder ein Kontaktformular. Ansonsten schreibt man am besten an die allgemeine Emailadresse des Unternehmens und richtet die Bewerbung gleich an die/den Art Director*in.

Fredmansky: Eigentlich egal, das ist nicht so streng bei uns, aber falls dir das wichtig ist: die jeweilige Person ist im Job-Posting angegeben. Für Bewerbungen nutzen wir ein eigenes Email-Postfach.

Wie förmlich/locker darf ein Bewerbungsschreiben ausfallen?

Acht Schätze: Auch hier sollte man sich zunächst die jeweilige Firmenwebsite ansehen und die Bewerbung an den dort verwendeten Sprachstil anpassen. Ist dieser eher locker, darf das auch das Bewerbungsschreiben sein. Wir persönlich finden, dass sich Versuche, besonders witzig zu sein, oft nicht ganz so gut ausgehen.

Fredmansky: So förmlich oder locker wie auch die Kultur und Tonalität des Unternehmens ist. Bei Fredmansky also gerne sehr locker. Je nach Job kann man sich aber gerne das Bewerbungsschreiben sparen.

Gibt es ein No-Go bezüglich Bewerbungsfoto?

Acht Schätze: Beim Bewerbungsfoto gehts um die Person, daher am besten einen neutralen Hintergrund verwenden Keine Sportfotos, keine Haustiere, Klamotten wie immer und in die Kamera schauen kommt immer gut an, muss aber nicht sein. Keine Fotofilter, lieber eine natürliche Bildbearbeitung oder gleich zu einem*r professionellen Fotograf*in gehen.

Fredmansky: Also so ein richtiges No-Go, dass wir eine Bewerbung nur deswegen ablehnen, gibt es nicht.

Welche Art von Portfolio (PDF, Webseite, Instagram etc.) kommt am besten an?

Acht Schätze: Wir sind Fans von möglichst kleinen Web-PDFs als Emailanhang. Häufig werden Bewerbungen nur überflogen. Wenn schon Websites, dann reicht ein One-Pager im Portfolio-Stil.

Fredmansky: Die Art des Portfolios ist egal, der Inhalt zählt.

Wird die Art des Porfolios als eigenes Werk betrachtet oder als reine Präsentationsmöglichkeit der Arbeiten?

Acht Schätze: Wir betrachten das Portfolio als reine Präsentationsmöglichkeit der Arbeiten.

Fredmansky: Bei unseren Kennenlern-Gesprächen schauen wir gerne gemeinsam auf das Portfolio und stellen Fragen oder diskutieren Herangehensweisen. Förmlich präsentiert werden muss das Ganze nicht.

Wieviele Arbeiten soll ein Portfolio beinhalten?

Acht Schätze: Ein Portfolio sollte maximal 10 Arbeiten enthalten. Es kommt nicht auf die Masse an, sondern auf die Qualität. Unbedingt auch ausserschulische Arbeiten mit hineinpacken, so sehen eure zukünftigen Dienstgeber, dass ihr auch privat engagiert und vor allem interessiert seid.

Fredmansky: So viele, dass die ganze Breite deines Könnens und deines Stils gut erkennbar wird.

Sollen sich die gezeigten Werke auf eine bestimmten Teilbereich beziehen oder ist eine große Vielfalt wünschenswerter?

Acht Schätze: Findet sich schon in der Stellenausschreibung der zukünftige Einsatzbereich, dann sollte im Portfolio schon darauf eingegangen werden. Bewirbt man sich als Reinzeichner*in, dann sollte man sich auf die Bereiche Layout, Typografie, Bildbearbeitung und Vektorillustration konzentrieren. Bewirbt man sich als AD/CD, sollte man zusätzlich auch Kampagnenkonzepte, Textbeispiele, Headline- Systeme und entwickelte Markenstrategien präsentieren.

Fredmansky: Wenn du breit aufgestellt bist, dann gerne unterschiedliche Arbeiten. Wenn du einen starken Fokus auf einen Teilbereich hast und dir auch in deinem zukünftigen Job wünschst, dann gerne diesen stärker hervorheben.

Wie detailliert soll die textliche Beschreibung der Arbeiten ausfallen?

Acht Schätze: Die Beschreibung sollte nicht allzu detailliert sein. Wichtig sind für uns das Datum der Arbeit (Jahr ist ausreichend), um das momentane Skill-Level einschätzen zu können, sowie ein bisschen Hintergrundinfo zur Aufgabenstellung und Ausgangsbasis des Projekts, um gestalterische Entscheidungen nachvollziehen zu können.

Fredmansky: So detailliert, dass gut erkennbar wird, was der eigene Beitrag zum Projekt oder zur Arbeit war.

Wird die Bewerbung und das Portfolio mehr gewichtet als das Bewerbungsgespräch?

Acht Schätze: Die Qualität der Arbeiten machen für uns in etwa zwei Drittel des Entscheidungsprozesses aus und das Bewerbungsgespräch ein Drittel. Im Portfolio nur die besten Arbeiten zeigen und dann beim Bewerbungsgespräch dafür noch ein paar Asse aus dem Ärmel ziehen.

Fredmansky: Bewerbung und Portfolio sind eher Türöffner, aber am Ende müssen unsere Erwartungen gut zusammenpassen. Beim Bewerbungsgespräch geht es uns mindestens genauso sehr darum, dass man Fredmansky und das Team kennenlernt, wie umgekehrt.

Was ist ein absolutes No-Go in einem Portfolio?

Acht Schätze: Keine Zeichnungen, im Rahmen der Ausbildung entstandene Gestaltungsübungen oder Naturfotografien. Sind eure grafischen Arbeiten gut genug, könnt ihr z.B. eure handmade-Riso-Drucke oder Aquarellmalereien immer noch beim Bewerbungsgespräch zeigen!

Fredmansky: Arbeiten, auf die du selbst eigentlich nicht stolz bist, nur um das Portfolio zu füllen.

Was soll ein Bewerbungsschreiben beinhalten?

Acht Schätze: Uns reichen Bewerbung und Portfolio. Uns interessiert die Zukunft eines Menschen, auch wo er/sie hin will und was er/sie vom Job und seinen Rahmenbedingungen erwartet. So erkennt man schnell, ob man zusammenpasst.

Fredmansky: Kommt drauf an – bei kreativen Jobs ist uns aber sicher das Portfolio am wichtigsten.

An dieser Stelle ein großer Dank an Acht Schätze und Fredmansky, die uns einen Einblick auf die andere Seite des Bewerbungprozesses gegeben haben. Für uns Meisterschülerinnen und Meisterschüler wurde dadurch deutlich, dass der Ablauf und die Art einer Bewerbung agenturabhängig ist und dass keine homogenen Must-Haves und No-Gos existieren. Und wer weiß – vielleicht ist das Thema Portfolio für den einen oder andere von euch ab sofort ein kleinerer Furchtgegner!

Acht Schaetze (https://www.acht-schaetze.at)

Fredmansky (https://fredmansky.at)

Autorinnen: Emilia May und Olivia Brandstetter